Bei ihrer heutigen Pressekonferenz hat die bonnorange AöR eine breite Beteiligung der Bonner*innen zu „Sperrmüll auf Abruf“ angekündigt. Das nachhaltige Rücknahmesystem von sperrigen Abfällen wird seit 2018 von 20 Prozent der Bonner Haushalte erprobt. Alle Teilnehmer*innen an dem Pilotprojekt werden nun gebeten, an einer Befragung teilzunehmen. Darum werden ab dem 7. August Fragebögen an insgesamt 41.965 Adressen verschickt. So wird ein umfassendes Meinungsbild ermittelt, damit der Rat der Bundesstadt Bonn eine fundierte Entscheidung treffen kann.
„Für uns steht außer Frage, dass Sperrmüll auf Abruf die nachhaltigere Lösung ist“, sagte Kornelia Hülter, Vorständin der bonnorange AöR. „Unser Verwaltungsrat hat uns den Auftrag gegeben, alle Haushalte im Pilotgebiet zu befragen, dem wir natürlich nachkommen, um den Rat bei seiner Entscheidungsfindung bestmöglich zu unterstützen.“
In Summe sind die Anfragen für Sperrmüll auf Abruf gegenüber 2018 um 24 Prozent gestiegen und zeigen die höhere Akzeptanz für das Rücknahmesystem. Wichtiger Bestandteil ist die persönliche Beratung, die dabei hilft, Gegenstände gezielt weiter zu nutzen. Zudem kann zum Beispiel darauf hingewiesen werden, dass Sondermüll, Bauschutt, Elektroschrott usw. gar nicht erst zum Sperrmüll dazu gestellt werden. Über 4.000 Tonnen aussortierter Gegenstände gehören nicht in den Sperrmüll. Dadurch entstehen jährliche Kosten von 620.000 Euro, die von allen Gebührenzahler*innen getragen werden müssen.
Die Haushalte im Pilotprojekt konnten durch die gezielte Beratung ihre Sperrmüllmenge um 15 Prozent im Vergleich zu den anderen Haushalten reduzieren. Auf das gesamte Stadtgebiet hochgerechnet ließen sich dadurch Kosten für Fahrzeuge und Personal von 350.000 Euro einsparen. Hinzu kommen über 30.000 Euro Reinigungskosten pro Jahr, die anfallen, weil die Stadtreinigung zur Nachreinigung ausrücken muss, da Sperrmüllsammler*innen am Straßenrand bereitgestellten Sperrmüll zerfleddern und Einzelteile einladen, um diese an abgelegenen Orten nachzusortieren. Die Überreste bleiben als wilder Müll zurück und die Wertstoffe, durch deren Verkauf die Abfallgebühr gesenkt werden könnte, gehen verloren.
Die von der EU geförderte Studie „TransWaste“ zeigt, dass ein nicht unwesentlicher Teil des Sperrmülls ins Ausland verbracht wird. Doch nur in zertifizierten abfallwirtschaftlichen Strukturen wird das ordnungsgemäße Recycling sichergestellt – in Deutschland auf Grundlage des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.
Neben den ökonomischen und den ökologischen Effekten, hat sich bonnorange auch den sozialen Einflüssen durch Sperrmüll auf Abruf gewidmet und Ende 2019 eine Befragung von 100 Studenten durchgeführt. Von den Befragten gaben 90 Prozent an, nicht gezielt Sperrmüll zu sammeln. 50 Prozent der Befragten positionierten sich ablehnend gegenüber der Aussage: „Bei dem System Sperrmüll auf Abruf, ohne feste Abfuhrtermine, werden Studenten benachteiligt.“
Hierbei hat sich auch herausgestellt, dass sie sich nicht auf das alte System wegen der Möglichkeit Sperrmüll zu sammeln festlegten, sondern für sie die Bequemlichkeit im Vordergrund steht, einen Termin vorgegeben zu bekommen, sie sich nicht weiter darum kümmern müssen. Gerade da möchte bonnorange im Sinne der Nachhaltigkeit durch bessere Beratung ein hochwertiges Recycling fördern und bedarfsgerechte Sammeltouren organisieren. Zudem herrscht in Bonn Nachholbedarf bei der Weitergabe von noch nutzbaren Gegenständen. Auch wenn 77 Prozent der Student*innen Flohmärkte, Verkaufsplattformen, Repair Cafés oder ähnliche vor allem online nutzen, kommt Bonn gemäß einer eigens angestellten Auswertung der Inserate bei eBay Kleinanzeigen auf nur 31 Inserate pro 100 Einwohner. In unserer Analyse ist Hamburg mit 46 Inseraten Spitzenreiter. Mit der Einführung von Sperrmüll auf Abruf kann Bonn einen weiteren Baustein setzen, um nachhaltig zu werden und einen schonenden Umgang mit unseren Ressourcen zu fördern.
Am 7. August 2020 startet der Versand der Fragebögen durch die Deutsche Post an alle 37.965 Haushalte im Pilotgebiet. Zudem werden 4.000 Haushalte außerhalb des Pilotgebiets befragt. Am 6. September 2020 endet die Feldzeit der Befragung, sodass zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen ist, dass bonnorange am 6. November 2020 dem Verwaltungsrat eine Beschlussvorlage für Sperrmüll auf Abruf vorlegen kann.
Seit 1. Januar 2018 testet bonnorange mit 20 Prozent der Bonner Haushalte den Sperrmüll auf Abruf, weil das alte System in der Kundenzufriedenheitsbefragung 2017 den niedrigsten Zufriedenheitswert von allen Entsorgungsleistungen erreichte. Außerdem sollen die negativen Auswirkungen der Sperrmüllfledderei auf die Stadtsauberkeit reduziert werden. Die Haushalte können bei Bedarf Sperrmüll anmelden und bekommen in der Regel binnen 14 Tagen einen Termin. Die Kosten sind über die Abfallgebühr gedeckt, sodass keine zusätzlichen Kosten für Bürger*innen entstehen.