Was rät uns eine Künstliche Intelligenz für die Verpackungswende?

Wir müssen umsteuern, um den Klimawandel aufzuhalten. Neben der mittlerweile geläufigen Energiewende und der Mobilitätswende braucht es dafür auch die Verpackungswende. Die EU forciert sie mit einigen Regeln, die nach und nach in unserem Alltag Einzug halten:

Anfang 2020 wurde die EU-Plastiksteuer eingeführt. Seitdem sind die Mitgliedsländer der EU verpflichtet, pro Tonne nicht recyceltes Plastik eine Gebühr von 80 Cent an den EU-Haushalt abzuführen. 2021 hat die Bundesrepublik 1,2 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt an die EU gezahlt. Das EU-Einwegplastikverbot ist in Deutschland im Juli 2021 in Kraft getreten. Seitdem ist das Inverkehrbringen von Einwegtellern und Besteck inklusive Rührstäbchen, Trinkhalmen und Wattestäbchen mit Plastikröhrchen verboten. Das gilt auch für Lebensmittelverpackungen und Becher aus Styropor sowie die Plastikstäbe, die man auf Jahrmärkten und Kindergeburtstagen unten an Luftballons befestigt. Die EU-Einwegkunststoffrichtlinie hat zu einer Novelle des Verpackungsgesetzes geführt. Deswegen müssen Betriebe, die Speisen und Getränke zum Außer-Haus-Verzehr verkaufen, ihren Kund*innen ab 1. Januar 2023 eine Mehrwegalternative anbieten. Der nächste Schritt auf Basis der EU-Richtlinie 2019/904 über die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt wird mit dem Einwegkunststofffondsgesetz erfolgen. Im Rahmen des Verursacherprinzips wird es eine Einwegkunststoffabgabe geben, um auch die Hersteller ab 2024 stärker in die Verantwortung zu nehmen. Über den Einwegkunststofffonds werden erstmals die Hersteller von Kunststoffverpackungen und anderen Einwegkunststoffprodukten an den Kosten der kommunalen Stadtreinigung beteiligt, die zunehmend mit dem Littering von To-go-Verpackungen und Zigarettenkippen zu kämpfen haben.

Doch ein Großteil der Verpackungen fällt an, bevor Konsument*innen mit den Produkten in Kontakt kommen. Dabei geht es um die ausgeklügelte Logistik, die Supermärkten ihren Nachschub garantiert. Laut einer Studie, die die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des NABU erstellt hat, fällt ein Drittel des gesamten Verpackungsmülls in Deutschland an, bevor die Produkte im Einkaufswagen landen. Denn pro Jahr werden 5,5 Millionen Tonnen der sogenannten Transportverpackungen entsorgt. Dabei handelt es sich größtenteils um Einwegverpackungen, zwei Drittel davon bestehen aus Papier, Pappe und Karton (PPK).

Wie KI uns Lösungen aufzeigen kann

Fragt man die Künstliche Intelligenz „ChatGPT“ von OpenAI „Wie lassen sich beim Transport von Waren Verpackungsabfälle vermeiden?“, dann antwortet sie:

Eine Möglichkeit, um Verpackungsabfälle beim Transport von Waren zu vermeiden, ist die Verwendung von wiederverwendbaren Verpackungen, wie zum Beispiel robusten Transportkisten oder Mehrwegpaletten, anstatt von Einwegverpackungen wie Plastiktüten oder Pappkartons. Diese wiederverwendbaren Verpackungen können über einen längeren Zeitraum genutzt werden und müssen nicht nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden.

Ein weiterer Schritt kann darin bestehen, die Menge an Verpackungsmaterial zu minimieren, indem man die Waren so dicht wie möglich verpackt und den Transportraum optimal nutzt. Auch die Wahl des richtigen Verpackungsmaterials kann dazu beitragen, Verpackungsabfälle zu vermeiden. Zum Beispiel kann man statt Plastikverpackungen biologisch abbaubare oder recycelbare Materialien verwenden, die umweltfreundlicher sind und leichter recycelt werden können.

Schließlich kann auch die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden dazu beitragen, Verpackungsabfälle zu vermeiden. Man kann zum Beispiel gemeinsame Verpackungsstandards vereinbaren, die es ermöglichen, die Verpackungsmenge zu reduzieren oder wiederverwendbare Verpackungen zu nutzen. Auch die Einführung von Rücknahme- und Rückgabesystemen für Verpackungen kann dazu beitragen, Verpackungsabfälle zu vermeiden.

Die KI beschreibt hier ein stärkeres Wirtschaften in Kreisläufen und nennt als Möglichkeit für Hersteller, dass sie ihr Geld nicht am Verkaufspunkt verdienen müssen, sondern Geschäftsmodelle des Nutzens entwickeln können. Man kann ein Produkt entweder verkaufen oder aber es jemandem langfristig zur Verfügung stellen sowie Service und Wartung anbieten. So könnte mit einem Packaging-as-a-Service-Model entweder der Zugriff (z. B. Anzahl der Einsätze, Nutzung für eine bestimmte Dauer) oder die Leistung (z. B. Lieferung zum bestimmungsgemäßen Gebrauch der Verpackung) angeboten werden. Dann wird eine wiederkehrende Servicepauschale an den Anbieter entrichtet und das Eigentum verbleibt bei diesem. Muss die Verpackung repariert oder ausgetauscht werden, ist dies mit der Servicepauschale abgegolten. So bleibt der Anbieter verantwortlich und behält die Kontrolle über die Verpackungen über die gesamte Lebensspanne. Das bedeutet auch, dass am Ende die Verwertung in der Verantwortung des Service-Anbieters liegt.

So könnte der Mehrweganteil von Transportverpackungen gesteigert werden, der laut der Studie von GVM derzeit bei lediglich 13 Prozent liegt. Die Studie zeigt auch auf, dass Mehrwegkisten für Obst und Gemüse bereits heute 35 Umläufe und mehr durchlaufen und so über 90 Prozent Verpackungsmaterial gegenüber Einweg eingespart wird. Seit Mai 2021 ist zum Beispiel die Mehrweg-Transportbox „GS1 Smart-Box“ im Einsatz, von der das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) die CO₂-Emissionen ermittelt, die während des gesamten Lebenszyklus verursacht werden, und mit denen einer Einweg-Transportverpackung vergleicht. Dabei kam das ifeu-Institut zu dem Ergebnis, dass die GS1 Smart-Box im Durchschnittsszenario bis zu 35 Prozent weniger CO₂ emittiert als ein Einwegkarton bei kurzen und mittleren Distributionsdistanzen bis 1400 km und der Mehrwegbehälter vom Lieferanten bis zum Handel bis zu 60 Prozent weniger Kartonagen verbraucht.

In einem Zusammenschluss der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), den Baumarktketten Obi, Bauhaus und Hornbach, dem Marktverband Bremen, FleuraMetz, Sagaflor, der Verband des Deutschen Blumen- Groß- und Importhandels (BGI) sowie die niederländische Vereniging van groothandelaren in Bloemkwekerijproducten (VGB) soll es mithilfe einer europäischen Branchen-Mehrweglösung zu einer Reduzierung des Plastikmülls durch Einweg-Pflanzentrays kommen. Die Stiftung Initiative Mehrweg spricht von einem Potenzial mehrere hundert Millionen Stück pro Jahr in ganz Europa zu vermeiden.

Grundsätzlich sind die Hersteller und Vertreiber auch schon durch das Verpackungsgesetz verpflichtet, mit einem Rücknahme- und Rückgabesystemen (Paragraph 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 VerpackG) Transportverpackungen am Ort der tatsächlichen Übergabe zurückzunehmen und dann zu verwerten. Würde dies auch eingefordert, dann bestünde auch ein größeres Interesse an Mehrweglösungen, um Verwertungskosten einzusparen.

Erste Unternehmen sind also schon auf dem Weg, die Verpackungswende aktiv voran zu treiben. Nicht nur das individuelle Konsumverhalten muss sich ändern, auch Industrie und Handel müssen solche Entwicklungen in ihren Lieferketten fördern und kreative Lösungen finden. Das ist ein wichtiger Baustein hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Die Gewerbeabfallberatung der bonnorange AöR berät Gewerbebetriebe kostenlos, neutral und unabhängig von finanziellen Interessen mit branchen- und betriebsspezifische Informationen zur Abfallvermeidung, Abfalltrennung und ordnungsgemäßer Entsorgung.