THG-Matrix liefert aussagekräftige Argumente

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bonnorange richtet Entscheidungen an CO₂-Emissionen aus

Für eine nachhaltige Abfallwirtschaft hat bonnorange im Jahr 2020 ein Treibhausgas-spezifisches Entscheidungsinstrument (THG-Matrix) entwickelt, um der Klimarelevanz mehr Gewicht beizumessen und so zum einen dem Selbstverständnis des Unternehmens als auch den Klimaschutzzielen der Bundesstadt Bonn Rechnung zu tragen. Dieses Instrument stellt Kornelia Hülter, Vorständin der bonnorange AöR, am 15. April im Rahmen eines virtuellen Vortrages Branchenexperten aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vor.

Die bonnorange AöR ist davon überzeugt, dass die Daseinsvorsorge nachhaltig gewährleistet werden muss. Um dies in der strategischen Unternehmensführung mit einem praxistauglichen Instrument zu integrieren, hat bonnorange im vergangenen Jahr die THG-Matrix entwickelt. „Der Verwaltungsrat hat die Erstellung der THG-Matrix als Entscheidungsinstrument von Anfang an befürwortet“, erläutert Helmut Wiesner, Vorsitzender des Verwaltungsrates der bonnorange AöR, rückblickend. „Wir freuen uns, dass wir als kommunales Unternehmen unser Wissen mit Branchenexperten aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen teilen können.“

Kornelia Hülter stellt die THG-Matrix im Rahmen der „Erfata-Runde“ vor. Dieser Erfahrungsaustausch mit aktuell 13 Betrieben aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen existiert seit 2006 und wird von der INFA GmbH organisiert. Ziel der „Erfata-Runde“ ist ein gezielter, offener und vertrauensvoller Austausch zu allen aktuellen Themen der Branche. „Uns allen ist bewusst, dass Klimaschutz vor Ort in die Praxis umgesetzt wird“, sagte die Vorständin im Vorfeld des Vortrages. „Als bonnorange AöR wollen wir die Zukunft Bonns fortschrittlich und nachhaltig gestalten. Dafür brauchen wir neue Entscheidungsinstrumente, die unsere Treibhausgasbe- bzw. -entlastung entlang der Wertschöpfungskette in den Entscheidungsprozess integrieren.“

Die Abfallwirtschaft trägt zur Emissionsentlastung bei

Die THG-Matrix der bonnorange AöR gibt einen Überblick über die Emissionsentlastungen und -belastungen sowie die jeweiligen Nettoergebnisse je Abfallfraktion. Um die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase zu berücksichtigen, wurde auf CO₂-Äquivalente (CO₂-Äq) je Tonne (Mg) Abfall umgerechnet. Im Ergebnis trägt die Abfallwirtschaft in Bonn - von der Sammlung der Abfälle im Hol- und Bringsystem, die Verwertung, zum Beispiel durch die Rheinischen-Entsorgungs-Kooperation (REK), bis zum Sekundärprodukt - zur Entlastung bei. Sie beträgt insgesamt 45.343 Tonnen CO₂-Äquivalente.

Doch hier hört die Untersuchung der THG-Relevanz nicht auf, denn bonnorange betrachtet die Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der einzelnen Abfallarten. So lässt sich feststellen, dass die Entlastung dann höher ist, wenn Abfälle abgeholt werden, anstatt dass sie von den Bonner*innen mit einem Auto angeliefert werden. Als Beispiel kann hier der Beistellsack von bonnorange dienen, der verwendet werden sollte, um Mehrmengen beim Restabfall bequem abholen zu lassen, statt die Abfälle selber am Wertstoffhof anzuliefern. Doch auch bei der Abfuhr könnten durch die Umstellung auf eine 100-prozentige Sammlung des Altpapiers über die Blaue Tonne die CO₂-Emissionen reduziert werden. Denn die zusätzliche Bündelsammlung erhöht den Kraftstoffverbrauch durch die höhere Anzahl der Stop-and-go-Vorgänge. Auch in Bezug auf den Arbeitsschutz und die Arbeitsbelastung ist die Variante eines behältergestützten Holsystems vorzuziehen. Als Entscheidungsinstrument hilft die THG-Matrix also auch bei der Ausgestaltung bestehender und zukünftiger Services der bonnorange AöR.

Ökobilanzmethode ist Basis der THG-Matrix

THG-Emissionen sind Bestandteil aller wichtigen Berichtssysteme wie der Global Reporting Initiative, dem Deutschen Nachhaltigkeits-Kodex oder dem VKU-Leitfaden für Nachhaltigkeitsberichte in der kommunalen Abfallwirtschaft. Gegenüber dem klassischen „Fußabdruck“ betrachtet die Ökobilanzmethode der Abfallwirtschaft (in Anlehnung an ISO 14040/44) nicht nur direkt verursachte Emissionen, sondern auch durch abfallwirtschaftliche Aktivitäten vermiedene Emissionen. Die Methode erlaubt eine ganzheitliche Betrachtung des Sektors Abfall. Der Bilanzraum beginnt bei der Entstehung des Abfalls und endet mit der Beseitigung oder Bereitstellung von Produkten (Sekundärrohstoffe, Energie). Die so generierten Substitutionspotenziale werden in Form von Gutschriften angerechnet und beschreiben Emissionen, die in anderen Sektoren - Industrie, Energiewirtschaft - potenziell vermieden werden.

Für die THG-Matrix der bonnorange AöR wurden verschiedene Abfallfraktionen in der Stoffstromanalyse werden hinsichtlich der Sammelsysteme, Transportwege, Abfallmengen, Verwertungswege und Abfallbehandlungsanlagen betrachtet. Parallel zum Ist-Stand (Jahr 2019) sind hausintern diskutierte, alternative abfallwirtschaftliche Varianten auf ihre Klimarelevanz hin bewertet worden. Kern der berechneten Modelle sind Emissionsfaktoren für Strom, Wärme, Brennstoffe, Transporte etc. und Wirkungsgrade thermischer Nutzung, die auf einer breiten Literaturrecherche fußen und mit Fachexpertise interpretiert werden. Bei der Erstellung wurde bonnorange von den Beratungsunternehmen N³-Nachhaltigkeitsberatung Dr. Friege & Partner und dem ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung gGmbH unterstützt.