Unser Bioabfall – ein Blick hinter die Kulissen

Ob Gemüse- und Obstreste, Kaffeesatz oder Eierschalen: Eine beträchtliche Menge Bioabfall kommt aus den Bonner Haushalten zusammen. Ganze 48,76 Kilogramm pro Person, die jede*r Bonner*in im Jahr an organischen Abfällen produziert und in insgesamt knapp 57.500 Grünen Tonnen entsorgt. Und was passiert danach mit dem ganzen Abfall?

Erst einmal der Reihe nach: In Bonn sammeln wir bereits seit Anfang der 1990er-Jahre Erfahrungen mit Bioabfallbehältern – damit war die Bundesstadt Bonn Vorreiterin bei der getrennten Bioabfallsammlung vor anderen Städten und Gemeinden. Grund war zum damaligen Zeitpunkt vor allem das Ziel, dass weniger organische Abfälle auf Deponien gebracht werden sollten. Seitdem ist die Biotonne in Bonn freiwillig und kann kostenlos bei bonnorange bestellt werden. Zudem haben sich ca. 4 % der Bonner Haushalte zur Eigenkompostierung angemeldet. Die Abfallstatistik zeigt, dass bundesweit jährlich rund 60 Kilogramm pro Einwohner*in über die Biotonne gesammelt werden. Dennoch wird in unserer eigenen Analyse des Hausmülls deutlich, dass im Bonner Restabfall ein hoher Anteil nativ-organischer Abfälle, also behandelte und unbehandelte Küchen- und Nahrungsabfälle, Gartenabfälle und sonstige organische Abfälle, enthalten ist. Viel Bioabfall wird also nach wie vor über die Restabfalltonne entsorgt.

Die Grüne Tonne in Bonn ist für pflanzliche Reste und zubereitete und gekochte Speisereste, Knochen, Käse oder Putzreste von Obst und Gemüse und Abfälle in kleinen Mengen aus dem Garten (zum Beispiel verwelkte Blumen oder Unkraut) geeignet. Baumschnitt, abgetragene Rasennarben oder Erdreich gehören hier nicht rein – dadurch wird die Biotonne zu schwer und geht schnell kaputt. Mehr Tipps für die Nutzung der Biotonne gibt es auf unserer Webseite. Für die Bonner Privathaushalte gibt es die 120 Liter fassende Biotonne und Gefäße mit 660 oder 1.100 Litern Volumen, die alle 14 Tage von den Kolleg*innen der Abfallwirtschaft geleert werden.

Am Ende wird alles… Erde

Das Beste für den Bioabfall ist die Kompostierung, denn die Verwertung dieser Abfälle spielt für den Ressourcen- und Klimaschutz eine bedeutende Rolle. Die Kompostierung ist ein aerober Prozess. Das bedeutet, dass Sauerstoff aus der Luft dafür benötigt wird. Dann kann bei definierten Bedingungen Sauerstoff und organisches Material zu Kohlendioxid, Wasser und Humusverbindungen, also Erde umgewandelt werden. Aus Bioabfall wird durch die Kompostierung so ein wertvoller Bodenverbesserer, der alle für Pflanzen wichtigen Nährstoffe enthält. Böden können außerdem riesige Mengen an Kohlenstoff speichern und sind somit bedeutende Kohlenstoffsenken. Zudem können aufwendig gewonnener Torf oder teurer Kunstdünger durch die Kompostierung eingespart werden.

Verwertung in der Kompostieranlage

Der weitere Weg für den Bonner Bioabfall führt auf das Gelände der Entsorgungsanlage der RSAG in Swistal-Miel. Hier befindet sich nämlich eine moderne Tunnelkompostieranlage. Bevor die Abfälle allerdings in der Kompostierungsanlage verarbeitet werden können, werden sie vorsortiert und sogenannte Störstoffe entfernt. Störstoffe sind unverrottende oder schlecht biologisch abbaubare oder nutzbare Materialien wie Glas oder Keramik. Auch Abfälle aus Kunststoff gehören zu den Störstoffen und haben wegen der Entstehung von Mikroplastik im Boden nichts im Bioabfall zu suchen. Mikroplastik schädigt die Kleinlebewesen des Bodens und wirkt sich daher negativ auf das gesamte Ökosystem bis hin zu unserer Nahrung aus. Deshalb ist es wichtig, dass jede Kunststoff-Fraktion (auch die sogenannten bioabbaubaren Kunststoffe) aus der Biotonne und der Kompostierung ferngehalten werden. Also: Bioabfall vor dem Einwurf in die Biotonne sauber trennen!

Bei der Vorsortierung dieser Störstoffe helfen Aufbereitungsmaschinen, die den Bioabfall beispielsweise zerkleinern und mechanisch Störstoffe abtrennen. Anschließend wird der Bioabfall in spezielle Tunnel geladen. Diese werden verschlossen und durch Schlitze im Boden belüftet. Jetzt beginnt der eigentliche Kompostierungsprozess, bei dem Mikroorganismen anfangen, den Bioabfall zu zersetzen. Durch die Arbeit der fleißigen kleinen Helferlein steigt die Temperatur im Tunnel. Über Computer wird die Temperatur überwacht. Diese bleibt zunächst für drei Tage auf 65 Grad Celsius – die sogenannte Hygienisierung, bei der enthaltene Bakterien und Keime unschädlich gemacht werden. Auch Pflanzensamen werden durch die Hygienisierung abgetötet, damit diese nach Ausbringung des Kompostes nicht wieder auskeimen können, und so zum Beispiel zu Problemen auf Äckern oder in Beeten führen.

Im weiteren Prozess wird die Temperatur langsam abgesenkt. Insgesamt verbleibt der Bioabfall für 21 Tage in den Tunneln und wird kontinuierlich bewegt, belüftet und befeuchtet. Die Abluft wird dabei erfasst und im Hinblick auf Wasserzufuhr, Luftfeuchte und Wärme am Computer ständig überwacht. Nach den drei Wochen Verweildauer kann der frische Kompost über Förderbänder zu den Lagerplätzen transportiert werden, wo er mit unterschiedlichen Korngrößen gesiebt werden kann. So entsteht je nachdem grober oder feiner Kompost.

In der Kompostieranlage in Swistal-Miel können jährlich 55.000 Tonnen zu frischem Landwirtschaftskompost aus Bioabfall und feinen bzw. groben Kompost aus Grünabfällen verarbeitet werden. Davon kommen rund 16.300 Tonnen Bioabfälle aus den Bonner Haushalten.

Eigenkompostierung – kein einfaches Unterfangen

Natürlich funktioniert das Kompostierungsverfahren auch im kleinen Stil zu Hause. Doch die Eigenkompostierung ist aufwendig und sollte deshalb nicht unterschätzt werden! Wer zu Hause kompostieren möchte, dem bieten wir eine kostenlose Kompostberatung an. Diese informiert Gartenbesitzer*innen zum Beispiel darüber, dass Kompostieren nur dort sinnvoll ist, wo der Kompost auf größeren Flächen auch wieder verwertet werden kann und für einen vollständigen, aeroben Umsetzungsprozess gesorgt wird. Übrigens können Eigentümer*innen oder Verwalter*innen eines Wohngrundstückes bei Eigenkompostierung einen Antrag auf Gebührenermäßigung stellen, wenn ganz auf die Biotonne verzichtet wird und kompostierbare Abfälle auf dem eigenen Grundstück verwertet werden. Hauseigentümer*innen oder bevollmächtigte Hausverwaltungen können die kostenlose Biotonne schriftlich, per Post, Fax, E-Mail oder über das Online-Formular bestellen. Bei Fragen berät der Kundenservice von bonnorange alle Bonner Bürger*innen.

aktualisiert am 1. Januar 2024