Online Secondhand verkaufen, stöbern und shoppen

Den ganzen Schrank voll mit nichts zum Anziehen? Höchste Zeit für viele, mal wieder ordentlich auszuräumen, um Platz für Neues zu schaffen. Doch wohin mit den ausrangierten Stücken? Neben Verschenken oder Spenden wird die Weitergabe von ausgemusterter Kleidung über Marktplatz-Apps und verschiedene Onlineangebote immer beliebter. Und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie, die für viele Menschen der Anlass war, den eigenen Kleiderschrank auszumisten. Tendenz? Garantiert steigend! Prognosen sagen, dass der Secondhand-Handel in den kommenden Jahren zu einem signifikanten Marktsegment aufsteigen wird.

Ob pre-owend Designerware oder das gebrauchte Liebhaberstück aus den 90ern – Secondhand kommt immer mehr in Mode. Dementsprechend groß sind die Möglichkeiten, um die eigene Ware wieder in den Kreislauf zu bringen, oder sich selbst auf Schatzsuche zu begeben.

Um bei dem immer umfangreicher werdenden Angebot nicht den Überblick zu verlieren, haben wir eine Liste mit Apps zusammengestellt, über die ihr ganz einfach Kleidung weitergeben und selbst gebrauchte Mode online shoppen könnt:

Zircle von Zalando

Als Europas größter Online-Modehändler war es bloß eine Frage der Zeit, bis Zalando in das Secondhand-Geschäft einsteigen würde. Was früher „Wardrobe“ war, heißt nun „Zircle“ und bietet Kund*innen eine Kaufplattform für neuwertige gebrauchte Mode. Auch die eigene Kleidung kann über die Plattform verkauft werden, allerdings findet die Auszahlung in Form eines Gutscheines oder Spende statt. Ansonsten kann es direkt auf dem Marktplatz zum eigenen Preis probiert werden. Der Gutschein gilt für den Zalando-Shop – wenn man ihn nutzt, kauft man also wieder Neu. So entsteht für Zalando ein Profit durch ansonsten nicht gebrauchte Ware. Wer die Gutscheine nutzen möchte, kann sich die Eigenmarke ZIGN genauer ansehen: diese ist laut Unternehmensseite seit Sommer 2020 vollständig auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.

(als App und Desktopversion verfügbar)

 

Vinted

Vinted kommt ursprünglich aus Litauen und ist mittlerweile der größte Secondhand Marktplatz der Welt mit einer riesigen Community. Nach der Vereinigung von Mamikreisel und Kleiderkreisel unter der Dachmarke ist Vinted nun eine Plattform, auf der Kund*innen nicht nur Kleidung kaufen, verkaufen, tauschen oder verschenken können, sondern auch Dekoration, Schmuck, Geschirr oder Bücher zurück in den Kreislauf geben können. Vinted finanziert sich vor allem durch Werbung und In-App-Käufe (sogenannte Pushes für Artikel, um die eigenen Produkte hervorzuheben), anders als bei anderen Plattformen gibt es auf den Verkauf keine Gebühren. Man erhält 100 Prozent des selbst festgelegten Preises, sofern man sich nicht runterhandeln lässt. Dafür werden Verkauf und Kauf natürlich nicht von Vinted organisiert – hier muss man sich selbst darum kümmern.

(als App und Desktopversion verfügbar)

 

Vestiaire Collective

Der französische Reseller ist auf den An- und Verkauf wenig getragener, exklusiver Vintage-Mode oder neuer Produkte von namhaften Modehäusern wie Chanel oder Prada spezialisiert. Alle eingesendeten Produkte werden von Profis auf Echtheit überprüft – so kann man sicher sein, dass man sich auch ein echtes Designerstück zulegt. Auch Promis und Influencer*innen tummeln sich hier, um hochwertige Mode zu verkaufen. Vestiaire Collective nimmt je nach Verkaufspreis eine Provision von um die 30 Prozent. Ein kostenpflichtiger Concierge-Service nimmt Verkäufer*innen die Arbeit ab, aufwändig die abgelegte Designermode zu verkaufen. Es gibt außerdem die Option einer Premium-Mitgliedschaft für einen monatlichen Beitrag, bei dem zum Beispiel Käufer*innen einen frühreren Zugriff auf begehrte Artikel und Deals haben.

(als App und Desktopversion verfügbar)

 

Depop

Auf Depop findet man die „Gen Z“ – die heute 11 bis 24-Jährigen. Depop nennt sich selbst „Peer-to-Peer-Social-Shopping-App“ (eine App für den kommunikativen Austausch und Einkauf innerhalb einer ähnlichen Gruppe). Viele bekannte Influencer*innen verkaufen ihre Produkte über Depop, dementsprechend beliebt ist die App: hier gibt es jede Menge Streetwear-Marken und Mode der 90er- und 00er-Jahre, die nun wieder in Mode kommen. Zwar findet man auch Kleidung von bekannten Ketten wie H&M oder ZARA und weniger Luxus-Fashion als beispielsweise bei Vestiaire Collective, der Fokus liegt allerdings auf Ausgefallenem und Besonderheiten. Das Listen von Artikeln ist für Depop-Verkäufer*innen kostenlos. Wird ein Artikel verkauft, fallen allerdings zehn Prozent Gebühr an.

(als App und Desktopversion verfügbar)

 

Sellpy von H&M

Sellpy kommt aus Schweden und ist ein ReCommerce-Shop für Secondhand-Mode und Anderes. Die Plattform übernimmt dabei den gesamten Verkaufsprozess: Zunächst wird von den Kund*innen eine Tasche für 1,95€ bestellt, in der man seine Kleidung an Sellpy schickt. Bis zu einem Verkaufserlös bis 50€ erhält man 40% des Preises ausgezahlt. Übersteigt der Verkaufspreis 50€, bekommt man 90% des Preises. Pro Artikel wird auch eine Gebühr von 1 € fällig. Den Erlösanteil können sich Kund*innen entweder auszahlen lassen oder spenden: Sellpy arbeitet dafür zum Beispiel mit Greenpeace zusammen. Auch nicht-verkaufte Artikel können ebenfalls an schwedische Hilfsorganisationen gespendet werden. Sellpy bietet auch gewerblichen Händler*innen die Möglichkeit, Restbestände sowie Muster oder Retouren über die Plattform zu verkaufen. Bei Bestellung bitte die Versandzeiten von Schweden nach Deutschland beachten.

(als App und Desktopversion verfügbar)

 

„Nur einmal getragen!“: Ist Secondhand wirklich nachhaltiger?

Kleidung ist schon längst Massenware geworden. Auch wenn ein gebrauchtes Produkt gekauft wird und dafür keine Ressourcen für die Produktion eines neuen verschwendet werden, ist Secondhand nicht immer gleichbedeutend mit Nachhaltigkeit. Denn hierbei spielen auch langlebige Materialien, Produktionsort oder eine umweltschonende Herstellungsweise der Kleidung eine wichtige Rolle. Der florierende Secondhand-Markt ist in dem Umfang nur möglich, weil auf der anderen Seite viel Fast-Fashion konsumiert wird. Ein Umdenken auf bewussten (Secondhand-) Konsum von hochwertigen, fair produzierten Produkten ist also auf lange Sicht ein guter Weg, das Leben von Kleidung zu verlängern. Dabei unterstützt die App „Good On You“: hier können sich User*innen darüber informieren, wie vorbildlich das gewünschte Label in Sachen Umwelt-, Arbeiter- und Tierschutz arbeitet.

Kleidung über Container spenden

Die Kleiderspende geht besonders einfach über die Alttextilcontainer, die im gesamten Stadtgebiet aufgestellt sind. Hier muss die Kleidung lediglich gewaschen und in einem Sack verstaut in den Container geworfen werden. Allerdings wird in Deutschland wesentlich mehr Altkleidung gespendet, als tatsächlich gebraucht wird. Im Jahr 2020 wurden von bonnorange und unserem Partner 573 Tonnen Alttextilien abgeholt. Das entspricht 1,72 Kilogramm Kleidung pro Bonner Einwohner*in im vergangenen Jahr. Dabei sinkt gleichzeitig die Qualität der abgegebenen Kleidung – auch eine Konsequenz des Fast Fashion-Trends. Unterm Strich werden laut Angaben der AWO Bonn etwa 10 Prozent gut erhaltene Kleidung an bedürftige Personen weiterverteilt, der Rest wird meistens weiterverkauft und das Geld für soziale Projekte vor Ort genutzt. Findet sich niemand, der die Ware abnimmt, bleibt noch das Recycling: also das Zerkleinern und Schreddern. Was nicht zu neuen Fasern, Pappe oder anderen Produkten weiterverarbeitet werden kann, landet schlussendlich im Restmüll.