Essbare To-go-Produkte: Top oder Flop?

Ob der morgendliche Kaffee auf dem Weg zur Arbeit, das schnelle Mittagessen aus dem Lieblingsrestaurant oder der Snack für unterwegs: To-go-Produkte sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken und die Nachfrage nach praktischen Einwegverpackungen ist hoch, denn diese Produkte sind bequem und flexibel. Doch genau dort liegt das Problem, denn ein Großteil der Produkte, die uns im Alltag begegnen, landet schon nach kurzem Gebrauch im Müll. Um also Rohstoffe zu sparen und die Umwelt zu schonen, sind nachhaltige Lösungen gefragt.

Die meisten To-go-Produkte bestehen aus Materialien wie Plastik, Papier oder Aluminium. Auch wenn diese Materialien teils gut recycelbar sind, landet ein Großteil davon nicht in der richtigen Tonne oder wird sogar achtlos in der Natur entsorgt. Das fatale: diese Einwegprodukte haben oft nur eine Nutzungsdauer von wenigen Minuten, verbleiben jedoch Jahrzehnte in der Umwelt. Das hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Ökosysteme.

Deshalb wird seit einigen Jahren zumindest dem Plastik der Kampf angesagt: bereits 2021 hat die EU durch das Einwegplastikverbot das Inverkehrbringen von Einwegtellern und Besteck inklusive Rührstäbchen und Trinkhalmen untersagt. Seit 2023 werden Restaurants, Imbisse und Eiscafés durch die Änderung des Verpackungsgesetzes zum Einsatz von Mehrweggefäßen bei der Ausgabe von Getränken und Speisen für den sogenannten To-go-Verzehr verpflichtet.

Um der Flut an Einwegverpackungen Herr zu werden, wird zudem stetig an neuen Produkten getüftelt. Eine Idee sind essbare Produkte, also bestehend aus Materialien, die mit verzehrt werden können. Fest steht: Essbare Verpackungen und Behältnisse sind keine Zukunftsvision, sondern an vielen Stellen bereits Realität und reichen von der beliebten Eiswaffel über Strohhalme aus Nudeln oder Löffel aus Keks hin zu Kaffeebechern aus Waffelteig, die nach dem Gebrauch einfach aufgegessen werden können.

Doch wie alltagstauglich sind sie? Wir haben mehrere Produkte bei uns getestet.

  • AllCup: Die AllCup GmbH hat eine essbare Beschichtung entwickelt, die Waffeln zudem hitze- und wasserbeständig macht. Diese Technologie zielt darauf ab, Plastikverpackungen zu ersetzen. Der erste Use Case ist die Umwandlung einer Eiswaffel in einen essbaren Kaffeebecher: Alle Inhaltsstoffe sind von der EU als essbar zertifiziert und das Beschichtungsmaterial soll seine Struktur und Eigenschaften bei Temperaturen von bis zu 85 °C mindestens für 20 Minuten behalten – perfekt für einen leckeren Kaffee „to-go“! Der Becher fasst etwa 100 Milliliter. Damit eignet sich der Waffel-Becher zum Beispiel für einen doppelten Espresso. In unserem Test mit heißem Wasser lässt sich der Cup nach ein paar Minuten zwar etwas biegen, behält aber sogar über die versprochene Zeitspanne konstant seine Haltbarkeit und verliert keine Flüssigkeit. Nach etwa sieben Minuten lösen sich kleine Partikel der verzehrbaren Beschichtung. Das tut der Haltbarkeit keinen Abbruch und der Espresso Doppio dürfte in der Regel dann auch schon getrunken sein. Bei größeren Bechern für den klassischen Kaffee könnten die darauf schwimmenden Partikel die Ästhetik etwas beeinträchtigen.
  • Spoonie: Der Spoonie der SCRAEGG GmbH ist ein essbarer Löffel, hergestellt aus Kakaofasern, die aus den Rückständen der Schokoladenverarbeitung gewonnen werden. Er eignet sich zum Beispiel als Kaffeelöffel oder Dessertlöffel für Eis und bleibt mindestens 60 Minuten stabil, ohne weich zu werden. In unserem Test lässt sich Eis problemlos löffeln und der Spoonie bleibt hart – leider fast schon zu sehr, um ihn genüsslich zu essen. Im Heißgetränk behält der Spoonie für gute zehn Minuten seine Struktur, ausreichend, um Milch und Zucker gemütlich in einem Kaffee zu verrühren.

Auch für Trinkhalme aus Plastik gibt es viele Alternativen auf dem Markt. Das Problem der Plastikhalme: Achtlos weggeworfen, können sie zu einer schmerzhaften und tödlichen Gefahr für Tiere werden. Und Plastikhalme sind ein echtes Wegwerfprodukt, da sie häufig nur zu Dekorationszwecken ins Getränk kommen und nach kürzester Zeit im Müll landen.

Als Alternative sind aufgrund des geringen Preises und Aufwands oft Nudeln wie Makkaroni als Trinkhalme im Einsatz. Gesundheitlich spricht nichts dagegen, allerdings lösen sich die Nudeln insbesondere in warmen und heißen Getränken schnell auf und werden damit als Trinkhalm unbrauchbar.

Auch essbare Trinkhalme aus anderen Rohstoffen sind immer häufiger in Getränken zu finden. So gibt es mittlerweile Trinkhalme aus Getreide oder Apfelfasern (ein Abfallprodukt aus der Apfelsaftproduktion), die eine längere Haltbarkeit und angenehmes Mundgefühl versprechen:

  • Superstraw: Der essbare Trinkhalm „Superstraw“ von der Wisefood GmbH wird in Deutschland unter Einhaltung Produktionsstandards der IFS-Richtlinien hergestellt. Die Trinkhalme bestehen aus Hartweizengrieß, Weizengluten und Apfelfasern, was ihnen einen süßlichen Geschmack verleiht, und sind für Kalt- und Heißgetränke geeignet, wobei sie mindestens 60 Minuten stabil bleiben sollen. Kaltgetränke sind in unserem Test gar kein Problem und der Superstraw bleibt sogar über die beworbene Zeitspanne hinaus stabil. Beim Heißgetränk ist bereits nach knappen zehn Minuten Schluss, der Halm lässt sich stark verbiegen und die Trinkfähigkeit lässt nach.
  • Knusperhalm: Der Knusperhalm der use&eat GmbH verspricht nicht nur nachhaltiges Trinken, sondern auch Knabberspaß: Der vegane Trinkhalm besteht aus Hartweizengrieß, Wasser und Rapsöl und erhält durch Röstung seine hohe Stabilität. Er ist für kalte und warme Getränke geeignet und konnte in unserem Test mit Kaltgetränken weit über eine Stunde lang mit Festigkeit und Standvermögen glänzen. Doch auch der Knusperhalm kapituliert gegen das Heißgetränk und nach etwas mehr als zehn Minuten bricht das erste Stück aus dem Halm. Trotzdem lässt sich mit dem verbliebenen Ende weitertrinken – hier gewinnt im direkten Vergleich zumindest der Knusperhalm!

In unserem Test konnten alle Produkte zumindest bei kalten Speisen und Getränken mit Stabilität und Haltbarkeit überzeugen. Die Essbarkeit war ebenfalls gegeben. Aber: nur, weil etwas essbar ist, bedeutet das nicht, dass es auch gut essbar ist oder schmeckt. An dieser Stelle gibt es sicher noch Ausbaupotenzial.

Mehrweg vs. essbarer Einweg

Im Sinne der Nachhaltigkeit stellt sich die Frage, welche Lösung die bessere ist: Mehrweg oder essbarer Einweg?

Die Idee, Verpackungen gleich mitzuessen, klingt verlockend: Essbare Einwegverpackungen bieten den Vorteil, dass sie nach einmaligem Gebrauch konsumiert werden können. In Hinblick auf die schädliche Produktion von Plastikprodukten können sie eine Alternative sein. Doch werden diese Produkte wirklich gegessen oder landen sie am Ende doch im Müll? Lebensmittelverschwendung ist hier das Stichwort: Essbare Produkte bestehen aus Rohstoffen, die auch als Nahrungsmittel genutzt werden könnten und durch den einmaligen Gebrauch als solches verloren gehen – ein wichtiger Punkt in Anbetracht des Klimawandels und der damit verbundenen steigenden Nahrungsmittelknappheit.

Werden die essbaren Produkte nur entsorgt, haben sie gegenüber den Einwegplastikprodukten zwar den Vorteil, dass sie kompostierbar sind – da es sich um Lebensmittel handelt, die sich in heißem Wasser relativ schnell auflösen, sind sie in industriellen Vergärungs- und Kompostierungsanlagen gut biologisch abbaubar. Doch für diesen Verwertungsweg müssen sie auch in der Biotonne landen. Zudem sind sie bislang oft teurer in der Produktion als herkömmliche Einwegprodukte.

Mehrwegprodukte wie wiederverwendbare Kaffeebecher, Lunchboxen, Besteck oder Trinkhalme sind langlebig und reduzieren Abfälle im Gegensatz zu Einwegprodukten erheblich, wenn sie regelmäßig genutzt werden. Sie bieten somit eine effektive Möglichkeit, Abfall zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Allerdings erfordert ihre Nutzung eine Verhaltensänderung bei den Konsument*innen – sie müssen bereit sein, die Produkte mitzunehmen, zu reinigen und wiederzuverwenden.

Fazit: Nachhaltigkeit beginnt mit der Wahl

Essbare Verpackungen bieten eine gute Alternative zu herkömmlichen Einwegverpackungen, besonders im To-go-Bereich. Doch ihre Essbarkeit allein macht sie nicht automatisch zur besseren Lösung. Sie können eine passende Ergänzung sein, doch die Verwendung von essbaren Produkten für andere Zwecke als die Ernährung ist fragwürdig.

Zudem steht die Entwicklung essbarer Verpackungen auch vor Herausforderungen. Eine der größten ist die Haltbarkeit: Während Plastik eine starke Barriere gegen Feuchtigkeit und auch Verschmutzungen bietet, können essbare Verpackungen diese Schutzfunktionen oft nicht in gleichem Maße erfüllen. Zudem müsste den spezifischen Anforderungen verschiedener Branchen und deren Anwendungen gerecht werden. Außerdem ist die Herstellung essbarer Verpackungen bislang oft teurer als die Produktion herkömmlicher Plastikverpackungen. Das liegt vorwiegend an bislang nicht optimierten Produktionsprozessen, allerdings könnten die Kosten mit zunehmender Nachfrage und Weiterentwicklung der Technologie sinken. Darüber hinaus müssen die Konsument*innen mitgenommen werden und sich umgewöhnen, To-go-Produkte zu essen oder entsprechend richtig zu entsorgen. Auch Geschmack und Textur könnten zunächst Hemmungen hervorrufen.

Im Sinne des Mehrwegs sollten Verpackungen und Behälter, die wiederverwendet werden können, bevorzugt werden. Langfristig ist deshalb ein Umdenken bei den Konsument*innen hin zu einer bewussteren Wahl ihrer To-go-Produkte wichtig.